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Wieland, Christoph Martin.


Clementina von Porretta. Ein Trauerspiel. Von dem Verfasser der Lady Johanna Gräy Zürich, bey Conrad Orell und Comp. 1760. (5) Bll., 228 S., (1) Bl. „Drukfehler“. Lederband auf Bünden mit Rückenvergoldung und vergoldeten Deckelfileten. 0 €
Erste Ausgabe (Goedeke IV,1, 550,47; Günther/Zeilinger 510; Brieger 2519; Seuffert 123; Slg. Deneke 272). - Das letzte Blatt auf der weißen Seite leicht angestaubt, sonst nahezu fleckfrei.
Sehr seltene, frühe Schrift Wielands, noch in seiner Schweizer Zeit verfaßt, kurz bevor er 1760 vorübergehend in seinen Heimatort Biberach zurückkehrte. Wieland (Oberholzheim bei Biberach 1733 – 1813 Weimar) verbrachte das Jahrzehnt von 1750 bis 1760 „in Tübingen und in der Schweiz. Im November begann er ein Jurastudium an der Universität Tübingen. Dort wurde der junge Bräutigam [der SOPHIE LAROCHE, mit der er sich 1750 verlobt hatte] in seiner unangeregten Einsamkeit und im Bewußtsein, keine Lehrer zu haben, zum Dichter. Sein hexametrisches Epenfragment Hermann ..., verschaffte ihm eine Einladung in BODMERs Haus nach Zürich. 1752-1754 war er da Gast, danach bis 1759 Hauslehrer in Zürich und ab Sommer 1759 ein knappes Jahr in Bern. Obwohl stark auf das Programm derZürcher Lehrer BODMER und BREITINGER verpflichtet, gedieh in dieser Schule des Lesens doch eine ausgeprägte Form-, Gattungs- und Traditionsbewußtheit. Zürich war damals, besonders in der Gegnerschaft zu Gottsched in Leipzig, ein literarischer Mittelpunkt. Unter der patriarchalen Obhut seines Mentors, dessen Forderungen wider Erwarten auch Wielands Widerspruch förderten, durch platonische Liebschaften mit einem ganzen ‚Serail‘ gebildeter Frauen nur beflügelt, reifte Wieland vom ursprünglich ... noch bodmerisierenden, seraphisch biblischen Hexametristen vollends zum Dichter. ... Überdies profitierte seine Dichtung vom für ihn von Anfang an zentralen Liebesmotiv.“ (KNLL 12,309f.). Dies widerspiegelt das vorliegende, an den Briefroman The History of Sir Charles Grandison des Engländers S.RICHARDSON angelehnte ‚empfindsame‘ Trauerspiel. Die Bearbeitung des Stoffes war ein Ausprobieren für den jungen Wieland. Die Unsicherheit über das Gelingen drückt sich aus, wenn er schreibt: „Der Character der Clementina ... hat für die Schaubühne den Reiz einer völligen Neuheit; aber zugleich für den Dichter so besondere Schwierigkeiten, daß es unbillig wäre, von dem ersten, der sich an denselbigen gewaget, etwas vollkomnes zu fodern.“ Gegenüber der Vorlage hat er Grandison “lebhaftere Gefühle für Clementina“ eingegeben und deren „unbestimmtes“ Ende bei Richardson „durch ihre Entfernung von der Welt“ ersetzt, dramaturgisch hat er sich „eine Abweichung von den ... Regeln der Kunst“ erlaubt. Wieland widmete das Trauerspiel der „Princessin von Preussen“, auch ein Zeichen dafür, daß es ihn aus der Schweiz wegzog.
 
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